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Donnerstag, 12. Februar
Unser Wasserfalllauf

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Die Betten haben den Test mit Bravour bestanden. Allerdings hat sich unsere innere Uhr noch nicht von Arbeits- auf Urlaubszeit umgestellt, also wurden wir beizeiten munter. Ewig wollten wir uns eh nicht unter der Decke ausruhen,
denn für den Tag nach der Ankunft haben wir uns einen langen Strandspazier-
gang zu den unteren Düden Wasserfällen vorgenommen. Wenn man der Mes-
sung mit Google-Maps Glauben schenken will, dürfte die Strecke zwischen Hotel und den Wasserfällen etwa 12 km lang sein.

Vor so einer Wanderung muss man sich bekanntlich gut stärken und da das

Frühstücksbuffet schon aufgedeckt war, bewegten wir uns erneut zur Futterquelle im Speisesaal. Es war schwer sich zu entscheiden bei all der Auswahl: Absolute Raritäten, wie Wassermelonen-, Maulbeeren- oder Rosen-
blättermarmelade, süße Kompotte aus, für deutsche Verhältnisse, exotischen Früchten und eine Vielfalt an
Käse, frischem Obst, Gemüse und süßem Gebäck. Die Auswahl von Carsten wurde schnell getroffen, denn er
ist bekennender Fleischfanatiker und somit eben auch ein Wurst-zum-Frühstück-Esser. Aus verständlichem Grund ist die Auswahl von Aufschnitt in der Türkei leider im Allgemeinen nicht sonderlich groß, schließlich ist
es nicht unbedingt eine türkische Tradition sich mit Schweinen und dessen Verarbeitung zu beschäftigen. Ade Salami und Kochschinken, hallo Geflügelmortadella und Tofuwurst. Eine Alternative für ihn war die Eiertheke mit Rührei, gekochten Eiern und Omeletts. Letztere wurden direkt vor den Augen der Gäste zubereitet und man konnte sie noch mit Pilzen, Zwiebeln oder Käse zusätzlich aufpeppen lassen (Bacon oder Speck standen natür-
lich nicht zur Debatte). Die Auswahl an Brot und Brötchensorten war vielseitig und das, was Olga gegessen hat, erinnerte sie eher an das Gebäck aus der Kinder- und Jugendzeit als an das, was üblicherweise in den sächsi-
schen Bäckereien zu bekommen ist. Auf jeden Fall wurden wir ohne Probleme satt und konnten uns in Kürze auf den Weg zu den Wasserfällen aufmachen.

Carsten packte unseren Wanderrucksack und schon bald bewegten wir uns am Strand entlang zu unserem Ziel. Das Wetter war gut, die Sonne schien wie bestellt, aber der Wind war recht stark. Wir gingen flott, schauten uns die ziemlich großen Wellen des Mittelmeeres an und dachten, dass die gesamte Strecke so bleiben würde -
dann kreuzte eine Flussmündung unseren Weg. Wie gesagt, die Wellen waren nicht klein und das Wasser war nicht warm, deshalb beschlossen wir entlang des Ufers zur parallel zum Strand verlaufenden Straße zurückzu-
gehen, um das Flüsschen dort zu überqueren. Immer dem Wasserlauf folgend liefen wir zurück zur türkischen Touristenzivilisation bzw. zu den in dieser Gegend zahlreich vertretenen Shopping-Centern. Wir ergaben uns an dieser Stelle unserem Touri-Schicksal und entschieden uns für Carsten eine Sonnenbrille zu kaufen, denn das
war tatsächlich das Einzige, was wir in Dresden vergessen haben. Das Einkaufszentrum war wie leergefegt,
nicht nur, dass die Winterzeit über fast die Hälfte der Geschäfte ausgeräumt zurückblieben, sondern es fehlten eben auch die kaufwilligen Touristen. Die Verkäufer lungerten neben ihren Läden rum und stürzten sie sich na-
türlich geballt auf uns als sie uns sahen. Wir blieben an einem Geschäft mit Sonnenbrillen stehen und schon
bald tauchte so ein Verkäufertyp auf, der uns in nahezu fließendem Deutsch half eine Brille für Carsten auszu-
suchen und nebenbei auch Olga eine Brille oder Handtasche andrehen wollte. Um 17 EUR erleichtert und mit einer Sonnenbrille auf der Nase, welche angeblich normalerweise 60 EUR kostet und zudem bis zum Sankt Nimmerleinstag halten soll, verließen wir den Einkaufstempel mit großen, schnellen Schritten. Die Konkurrenz hatte ja gesehen, dass wir kaufwillig waren. Die Brille hat übrigens die deutsche Kälte wohl nicht ganz vertragen, denn ein Bügel brach etwa einen Monat später ab. Aber die Hauptsache war, dass Carsten den Urlaub über die Welt mit offenen Augen sehen konnte und nicht durch seine zugekniffenen Panzersehschlitze - das war es uns dann doch wert.


 

 

 

Es erwies sich als gar nicht so einfach schnell zurück zum Strand zu gelangen. Wir liefen
an diversen großen Hotelressorts vorbei, dessen Außenanlagen wir logischerweise nicht betreten bzw. durchlaufen durften, da wir ja das falsche AI-Bändchen am Handgelenk
hatten. Wir entdeckten dann doch endlich eine Möglichkeit wieder zum Strand zurück zu kommen. Dafür mussten wir eigentlich nur ein braches Gelände durchlaufen, doch Bewuchs (Kakteen) und Boden (Sand so weit das Auge reichte) ließen irgendwie das Gefühl aufkom-
men doch nicht in der Nähe eines Mittelmeerstrandes, sondern in der Mojave-Wüste von Nevada zu sein. Fast wie vor 3 Jahren - besser können Hochzeitstagerinnerungen doch gar nicht sein, oder?

Als wir dachten, dass der Strand schon nicht mehr weit sein könnte, kamen wir zu einem
mit Stacheldraht eingezäunten Areal. Zurückgehen wollten wir allerdings nicht und die Hoff-
nung die tosenden Wellen schon hören zu können, trieb uns voran. Also liefen wir am Sta-
cheldrahtzaun weiter nach Westen, immer in Richtung der Wasserfälle. Irgendwann erkann-
ten wir in der Ferne eine asphaltierte Straße und schöpften neuen Strand-Mut. Die Straße, auf welcher dann sogar ab und zu Autos an uns vorbeifuhren, brachte uns dann tatsächlich wieder zum Wunschweg zurück - wir erreichten die Meeresnähe! Die privaten Hotelstrände hatten wir hinter uns gelassen und befanden uns jetzt im städtischen Strandabschnitt. Da
der Wind nach wie vor stark war und das Laufen im Sand zusätzlich erschwerte, waren wir froh, dass es auch einen befestigten Weg für Fußgänger gab. Man sah aber auch hier ganz deutlich, dass im Winter regelrecht tote Hose ist und die Einheimischen mit einem für die hiesigen Verhältnisse ungemütlichen Winter nicht gerechnet hatten. Es standen noch di-
verse Strandmöbel draußen und Kissen und Matratzen lagen herum. Das alles machte auf uns einen vernachlässigten, verbrauchten und verwitterten Eindruck und wir schätzen, dass die Vorbereitung für die nächste Sommerzeit noch einiges an Arbeit und Geld gekostet hat.

 
Der befestigte Weg hatte dann irgendwann an einer undefinierbaren Anlage sein Ende und so liefen wir weiter im Sand des Strandes, was unsere Geschwindigkeit aber um einiges verringerte. Aber es gab nach kurzer Zeit eine Belohnung für die geduldigen Wanderer: Wir erreichten einen weiteren städtischen Strandabschnitt, diesmal so-
gar mit gepflasterter Flaniermeile - nur die Läden rechts und links fehlten. Der Weg war wunderbar, es gab aus-

reichend Platz für Fußgänger und Radfahrer und die Straße war in der Regel sogar so breit, dass Autos hätten darauf fahren können. Allerdings würden
sie nicht sehr weit kommen, denn mitten im Weg wuchsen Bäume, man hatte einfach ein Loch für sie in der Pflasterung gelassen. Entlang des We-
ges kamen wir unter anderem an einigen öffentlichen Grillplätzen samt Öfen vorbei, welche aber heute während der Arbeitswoche, bei recht stürmischem Wetter und für türkische Verhältnisse niedrigen Temperaturen noch nicht von

Grillfreudigen belagert waren. Ihr Zustand war, soweit wir es beurteilen konnten, wirklich top. Nach exakt 2,5 km (es gab Kilometerschilder wie auf unseren Autobahnen) war die schöne Laufstrecke leider schon zu Ende und wir erreichten die nächste Hotelanlage.
 

Bevor wir uns wieder landeinwärts zur Straße bewegten genossen wir erstmal den Anblick der starken Wellen, welche gegen die betonierte Uferbefestigung schlugen - da wird einem nochmals klar, wie viel Kraft in Wasser steckt! Umringt von Menschen, Geschäften und Leben wollten wir erfragen, wie weit es denn noch zu den Wasserfällen sei, denn durch die ganzen Umwege sind wir gefühlt schon
jetzt mehr als 12 km gelaufen. Unterwegs entdeckte Olga ein Reisebüro mit russischer Werbung und versuchte ihr Glück. Im Reisebüro gab es nur eine Frau um die 50, wel-
che aber weder Russisch noch Englisch noch Deutsch sprach. Nach den doch erfolglosen Versuchen mit Hilfe von Händen und Füßen einen Informationsaustausch zu orga-
nisieren rief sie mit einem Handy jemanden an und reichte Olga den Hörer. Eine männliche Stimme erklärte ihr in

Englisch, dass wir bestimmt noch 20 km vor uns hätten und das Reisebüro auch gern einen Ausflug organisieren würde.Hatte Carsten als Kartenleser und Wanderführer etwa versagt? Er wusste aber zu beruhigen, denn Düden Wasserfälle gibt es tatsächlich zweimal: die Unteren an der Mündung zum Meer und die Oberen im Norden von Antalya. Der Typ am Telefon wollte uns einfach nur die Oberen schmackhaft machen und in der harten Winter-
flaute ein paar Euronen verdienen. Zu unserem eigentlichen Ziel, den unteren Wasserfällen, durfte es laut Karte nicht mehr als 2 km sein.
 
Wir versuchten wie immer die Straßen von Antalya bzw. dessen Vororte schnell zu verlassen und zum Strand zurückzukehren, aber diesmal nur mit mäßigem Erfolg. Nachdem wir durch eine Wohngegend gelaufen sind landeten wir erneut an einem Stacheldrahtzaun. Diesmal war es für uns aber sofort erkennbar, welche Art von Gelände er schützte, denn sowohl die Schilder als auch ein bewaffneter Soldat, welcher uns immer wieder sehr misstrauisch beäugte und dabei sein Gewehr zurechtrückte, deuteten auf eine Erholungsanlage für Militärs hin. Wir ließen uns von seinem Gehabe dennoch nicht einschüchtern und setzten uns am Zaun kurz nieder, denn
zum einen meldete der Körper Durst und Hunger und zum anderen sah man schon in der Ferne das ersehnte
Ziel die schroffen Felsen runterstürzen. Aber zuerst zum Wichtigsten: Olga freute sich total auf die Fladenbrote (Erinnerung: wir kauften sie gestern im Migros-Supermarkt extra für die Wanderung), aber diese waren, wie wir erschüttert feststellen mussten, äußerst sicher vor unseren Zähnen im Hotel aufgehoben. Wer unseren Chiem-
see-Urlaubsbericht
gelesen hat, erinnert sich bestimmt noch an die Würstchenstory bei unserer Kampenwand-Wanderung (siehe 11. Tag) ... die Geschichte durfte Carsten sich jetzt ebenfalls wieder anhören plus Gejammer auf den letzten Kilometern.

 
Wie oben schon beschrieben, während wir so unter den aufmerksamen Augen des einsamen Soldaten picknickten, sahen wir schon unser
Ziel - die unteren Düden Wasserfälle! Per Luftlinie wäre es eine über-
schaubare Strecke gewesen, aber wir mussten wohl oder übel den Erdweg wählen. Daher liefen wir um das leider sehr großzügig geplante

Militärerholungsgelände herum und stießen auf die Straße, die uns direkt zu den Wasserfällen führen sollte. Es war wirklich beeindruckend, denn immerhin sind es 50 m freier Fall bis zur Meeresoberfläche!
 
Der Fluss Düden kommt aus dem Taurusgebirge nach Antalya und wie schon erwähnt, gibt es auf seinem Weg gen Meer zwei Stellen, wo der Wasserlauf der Menschheit einen schönen und beeindruckenden Anblick bietet. Wir setzten uns erst einmal hin und genossen die Aussicht. Beeindruckend war auch das Gestein an der gesamten Steilküste, denn es sah so zerfressen und angenagt vom Wasser aus, dass Olga eigentlich schon fast darauf wartete, dass sich ein Block davon löste und mit Getöse ins Wasser fiel. Aber diese Szene spielte sich nur in ihrer Fantasie ab.

Verständlicherweise haben unsere Füße nach dem Aufstehen gegen die erneute Belastung revoltiert, sodass es für uns am Ende keine Frage war, wie wir wieder zurück zum Hotel kommen sollten - es gab nur noch eine Option: ein Dolmus. Wir haben in gewohnter Art und Weise den ersten Kleinbus angehalten, der in dieser Gegend auftauchte und in die Richtung unseres Hotels fuhr. Anfänglich orientierten wir uns nur nach dem Strand bzw. der Himmelsrichtung, aber nach einer Weile kamen wir auf die gleiche Straße zurück, auf der auch unser Dolmus 105 entlang fährt. Nun der große Vorteil dieses Transportmittels im Gegensatz zu unseren heimischen Buslinien: Als unser Dolmus an einer Kreuzung nach rechts abbog statt geradeaus zu fahren, reichte ein beherzter Griff zur Haltestellenbimmel und wir konnten schon nach nur wenigen Metern aussteigen.
 
Wir stellten uns an die Strecke des 105er, im Rücken gab es eine riesige Agave mit vielen Ablegern zu bewundern, und warteten fast 40 Minuten. Die Wartezeit war zwar lang, aber die müden Füße waren stärker. Zurück im Hotel gönnten wir uns dann erst einmal eine warme Dusche und entspannen uns anschließend mit Laptop und BlackBerry in der Lobby. Es gab WLAN für uns Internetsüchtige!!! Später waren wir nur noch für das Abendessen bereit, danach rief uns das Bett lautstark zu sich und wir schoben schon recht frühzeitig unsere prallgefüllte Bäuchlein unter die Bettdecke. Auch die Auswahl beim Abendessen ist analog zum Frühstück viel zu groß und zu verlockend - nur das Mittagessen hatten wir bislang noch nicht besuchen können.

 

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