zurück zur Einleitung  ZURÜCK ZUM 5. TAG

WEITER ZUM 7. TAG  weiter zum 2. Tag  

       

Freitag - große Erwartungen und noch größere Enttäuschungen

     

Warum wollten wir die heutige Tour nach Los Angeles eigentlich machen ? Hollywood, Beverly Hills, Sunset Boulevard, Venice Beach, Santa Monica, "Walk of Fame", Wilshire Boulevard - nun klar warum ? Jeder kennt dieses aus "Baywatch", "Pretty Woman", "Beverly Hills Cop" oder der Boulevard-Presse und jeder erwartet Glanz, Glamour und Glitter ... so auch wir.

Deshalb setzten wir uns ganz früh morgens ins Auto (gemäß dem Stadtmotto "Nobody walks in L.A.") und fuhren mit großen Erwartungen die Interstate 15

Los Angeles

Fahrt nach L.A.
   Downtown L.A.

nach Südwesten - 4,5 Stunden Fahrtzeit hatte man uns ja prophezeit. Die Strecke durch Nevada nach Kalifornien wieder typisch wüstengeprägt, diesmal allerdings zweispurig, und mit dem einen oder anderen Schmunzler gespickt: z.B. das Ausfahrtsschild "Zzyzx Road" ... einfach göttlich ! Zwischen den Städten Las Vegas (spanisch: die Auen) und Los Angeles (spanisch: die Engel - vollständiger Name: El Pueblo de Nuestra Señora la Reina de los Ángeles del Río de Porciúncula = Das Dorf unserer Königin der Engel des Flusses Porciúncula) liegen weite Wüstenflächen aber auch mehrere Bergketten mit Paßstraßen in ca. 1200 m Höhe - Los Angeles selbst liegt dann wieder relativ breit und flach zwischen einer dieser Bergketten und der Pazifikküste. So hat man am letzten Bergabschnitt einen herrlichen Blick über das ca. 1300 Quadratkilometer verteilte, sehr weitläufige Stadtgebiet mit einer kleinen Ansammlung von Hochhäusern in der Mitte, auch als Downtown bekannt. Aufgrund des hohen Anteils an Banken und Firmengebäuden ist dort aber nach Büro- und Ladenschluß eigentlich niemand mehr unterwegs.

Jedenfalls drückte uns beiden so langsam die Blase und wir suchten "Hilfe" in einem Donut-Laden. Sofort fiel uns der krasse Gegensatz zu New York auf: die

Schwarzenbevölkerung war hier sehr, sehr gering, dafür dominierten Lateinamerikaner überwiegend das Bild. So auch in unserem Donut-Laden. Warum erwähnen wir diesen Toilettengang ? Ganz einfach, denn in der Stadt der Engel hatten wir hier unseren ersten Dämpfer bezüglich Glanz und Glamour: unabhängig voneinander entschieden wir uns beide ein Schild auf dem WC zu ignorieren ("Please wash your hands to prevent spread of germs."), denn das Berühren des Wasserhahns hätte mit Sicherheit mehr Krankheitserreger auf unsere Hände gebracht als sich zu dem Zeitpunkt darauf befunden haben - waren wir durch die Sauberkeit von Las Vegas nun schon so verwöhnt worden ?

Erleichtert und gesättigt ging es erst einmal weiter Richtung Downtown und auf den Hollywood Boulevard - Highlight hier: "Walk of Fame", der Bürgersteig mit mehr als 2000 Sternen von berühmten und weniger berühmten Stars. Doch die Enttäuschung bei uns wurde größer, denn auch hier war irgendwie kein Hauch von Glamour zu entdecken. Wir hatten eigentlich eine Prachtstraße a la 5th Avenue in New York erwartet (Boutiquen von Armani & Co.), doch das was wir sahen hätte so auch in der Dresdner Neustadt mit den alternativen Läden und teilweise heruntergekommenen Fassaden sein können. Hin und wieder standen sogar Baugerüste auf den - für uns so hochangesehenen - Sternen ... der Glanz rieselte dahin.

Die Straße des "Walk of Fame"

Sterne am "Walk of Fame" Wo ist der Glamour am "Walk of Fame" ? Die Straße des "Walk of Fame"
Nach langer Suche fanden wir in einer Nebenstraße einen guten Standort um das bekannte Hollywood-Sign ohne lästige Palmen, Stromleitungen oder anderen Hindernissen fotografieren zu können. Zurück auf dem Sunset Boulevard - auch hier nix von alldem, was man normalerweise mit Hollywood in Verbindung bringt - suchten wir die Flucht ins Nobelviertel Beverly Hills und gelangten schließlich auf den Santa Monica Boulevard. Es tut uns leid, liebe Leser, aber Los Angeles, Hollywood und Beverly Hills sind für uns doch das, was die Filmwelt ausmacht: Lug & Trug, Vorgegaukeltes und eine absolute Scheinwelt. Gut, ein paar Insignien der Schönen und Reichen haben wir in Das berühmte Hollywood-Schild

Wenigstens ein paar Bilder entsprechend den Vorstellungen

den Nebenstraßen dann doch finden können und der hier beginnende Frühling mit seinen Blumen, Blüten, Zitronenbäumen und großen, grünen Palmen hatten schon etwas fürs Auge parat - für Carstens allergikergeplagte Nase sogar noch etwas mehr - doch irgendwie hat man sich doch alles etwas anders vorgestellt ... nobler und glamouröser eben.

Vorbei an Hausnummern im 40000-Bereich suchten wir die Flucht an den Santa Monica Beach und für nur 5$ konnten wir sogar direkt an der berühmten Santa Monica Pier mit seinem Vergnügungspark direkt über dem Meer parken - Baywatch pur.

Wenigstens ein paar Bilder entsprechend den Vorstellungen

Wenigstens ein paar Bilder entsprechend den Vorstellungen

Wenigstens ein paar Bilder entsprechend den Vorstellungen Wenigstens ein paar Bilder entsprechend den Vorstellungen

Olga ließ sich dort trotz der Kälte (Luft ca. 20 Grad Celsius, Wasser bestimmt unter 15 Grad) ihr Ritual nicht entgehen und so sind wir ca. 1 Stunde immer am Strand entlang mit den nackten Füßen im Wasser Richtung Venice Beach gelaufen. Nun stimmte auch wieder das Bild, was man von diesem Teil der Welt immer im Kopf mit sich herumträgt: Baywatch-Häuschen mit Lifeguard-Auto und roter Boje, unendliche Sandstrände, eine schöne Promenade, Muscle Beach mit Reck, Hanteln und was man sonst noch zur Körperertüchtigung braucht, Strandjogger, ein Schach-Park, wo zig Schachbretter zum Spielen einluden, Lifeguard-Helikopter auf der Patrouille, geteerte Bahnen getrennt für Fußgänger, Fahrradfahrer und Inline-Skater ... wir hatten sogar das Glück eine jüdische Hochzeit direkt am Strand mitzuerleben. Braut (in luftigem Kleidchen), Bräutigam und Rabbinerin (mit Leggins unter der Kutte !) vollzogen genau wie wir nur zu dritt den Bund der Ehe und sie ließen sich nicht von den neugierigen Augen und Kameras der Vorbeilaufenden irritieren.

"Walk on LA"

Strand von Santa Monica Haus am Strand Das Ende des Piers Baywatch Wege am Strand

Leider verdunkelte sich der Himmel zusehends und als wir gegen Nachmittag das Auto erreichten, fielen auch schon die ersten Tropfen. Kurz und heftig entleerten sich die Wolken. Als wir an der Südspitze der L.A.-Halbinsel immer der Küstenstraße entlang fuhren, konnten wir einen Regenbogen, wunderschöne Villengegenden und einen noch schöneren Sonnenuntergang bewundern. Nach dem Hafengelände in Long Beach mußten wir zurück auf die so berühmten 8-spurigen Highways, um wieder gen Nevada aufzubrechen - so langsam brach die Nacht herein. Nun kam alles auf einmal: Feierabendverkehr, Regen und eher regenunerfahrene Kalifornien-Einwohner ... macht Megastau auf allen Spuren in beiden Richtungen !

Sonnenuntergang in L.A.

Im Schrittempo brauchten wir dann auch ca. 3 Stunden, bis wir wieder das Stadtgebiet verlassen hatten und die erste Bergkette in Angriff nahmen ... doch auch hier Schleichen und Kriechen. Der Grund wurde uns bei einer Tankrast auf Nachfrage von freundlichen Kaliforniern beantwortet: in den Bergen schneite es. Dort angekommen mußten wir, die Dresden ja nun im dichten Schneetreiben verlassen hatten, feststellen, daß zwar große Flocken fielen, der Boden aber überhaupt nicht weiß wurde. So viel Aufregung für nichts und wieder nichts - und das im Land der SUVs (der Großraum-Jeep Hummer ist uns hier so oft wie in Deutschland ein Mercedes begegnet). Später hörten wir im Radio, daß der Paß kurz nach unseres Passierens sogar komplett gesperrt worden ist ... was hatten wir ein Glück gehabt.

Mit einer immer wieder eindösenden Olga, zwei schweren Augenliedern des Fahrers und nach einer - im Nachhinein betrachtet - waghalsigen Fahrt mit 160 Sachen-Zick-Zack-Kurs über die Interstate zwischen den Autos hindurch erreichten wir um ca. 2 Uhr nachts unser Hotel und fielen SOFORT ins Bett - das Einschlafen dürfte keine 5 Sekunden gedauert haben.

     

  zurück zur Einleitung  ZURÜCK ZUM 5. TAG

WEITER ZUM 7. TAG  weiter zum 2. Tag